Umgang mit dem Sternenkind
"Sternenkind" ist, wie ich finde, eine sehr schöne und treffende Beschreibung für ein Kind, welches im Rahmen einer Fehlgeburt oder Totgeburt auf die Welt gekommen oder kurz nach der Geburt gestorben ist. Ein Kind, welches nicht hier bei uns bleiben konnte, sondern schon recht bald wieder zu den Sternen zurückgekehrt ist.
Wie sieht der Körper meines Kindes aus?
Kindern in frühen Schwangerschaftswochen (1. bis 2. Schwangerschaftsmonat) sehen häufig noch nicht wie ein kleines Menschlein aus. Bei einer so frühen Fehlgeburt ist meistens noch kein Körperchen zu erkennen, sondern eine Mischung aus Blut und kleinen Stückchen (dabei handelt es sich um Blutkoagel oder Schwangerschaftsgewebe). In etwas späteren Schwangerschaftswochen, häufig im 2. oder 3. Schwangerschaftsmonat, kann man häufig ein kleines Bläschen erkennen, wenn das Kind mit Plazenta und Eihäuten in Einem herauskommt. Ab dem 4. Schwangerschaftsmonat (wenn das Kind sich zeitgerecht entwickelt hat) ist meistens ein kleiner Körper zu sehen, an welchem schon alles dran ist: Kleine Zehen und Finger können erkannt werden. Der Kopf ist noch recht groß im Verhältnis zum Körper und die Haut ist sehr durchscheinend, aber die menschliche Gestalt ist deutlich zu erkennen.
Manche Menschen haben Berührungsängste mit dem toten Körperchen. In der Regel geht aber hiervon keinerlei Gefahr aus und der Körper deines Kindes ist nicht ansteckend. Vielleicht hilft es euch, wenn ihr euch bewusst macht, dass es euer eigenes Kind ist, auch wenn es nicht mehr lebt.
Wassermethode
Der Körper von sehr kleinen Kindern (1. und 2.Trimenon) ist noch nicht auf das Leben außerhalb des Fruchtwassers eingestellt, daher lässt er sich besonders gut mit der Wassermethode aufbewahren: Nehmt ein Gefäß aus Glas oder weißem Keramik, füllt es mit Wasser (im Bauch liegt das Kind ja auch im Wasser) und bettet euer Kind dort hinein, am besten sofort nach der Geburt! Gerne dürft ihr auch Blumen ins Wasser hineingeben. Bei täglichem Wasserwechsel (!) kann das Kind so mehrere Tage bei euch zuhause bleiben und erhält sein frisches Aussehen. Und ihr habt genug Zeit, Abschied zu nehmen.
Ältere Sternenkinder
Je nach Alter und Geburtsgewicht des Kindes besteht eine Bestattungspflicht. Mit der Faustregel ab 500g, ab der 24.Schwangerschaftswoche oder bei Lebenszeichen nach der Geburt liegt man meistens nicht ganz verkehrt, allerdings mit Abweichungen je nach Bundesland, in welchem ihr wohnt. Dann müsst ihr einen Bestatter hinzuziehen. Mehr dazu findet ihr unter Rituale zum Abschiednehmen.
Wählt euren Bestatter ruhig sorgfältig, denn die Beerdigung eines Sternenkindes darf gern dem Anlass entsprechend gestaltet werden. Im Besonderen möchte ich hier den Verein Sternla als herausragendes Beispiel für eine neue Kultur der Bestattung von Sternenkindern erwähnen. Ich wünsche euch, dass es in eurem Umfeld Menschen gibt, die euch in dieser Situation gut abholen und den Weg mit euch gehen können.
Im Besonderen möchte ich euch auf die Möglichkeit hinweisen, eure verstorbenen Kinder zuhause aufzubahren. Hierfür gibt es extra geeignete Kühlmöglichkeiten, zum Beispiel das cuddlecot , sodass genug Zeit bleibt, sich zuhause in aller Ruhe von dem Sternenkind zu verabschieden.
Sternenkind-Fotografie
Wenn ein Kind vor, bei oder kurz nach der Geburt stirbt, egal in welcher Schwangerschaftswoche, gibt es leider nicht viel Zeit, um Erinnerungen mit dem Kind zu schaffen. Umso wichtiger ist es für viele Eltern, Fotos zu haben, welche sie sich später anschauen können.
Professionelle Fotografen für diesen Zweck könnt ihr zum Beispiel über die Stiftung Dein-Sternenkind erreichen. Die Fotografen arbeiten ehrenamtlich und bewegen sich normalerweise mit der nötigen Sensibilität.
Häufig haben die Fotografen auch hilfreiche Gegenstände dabei, wie zum Beispiel selbstgestrickte Deckchen oder Nestchen, winzige Kleidung oder Ähnliches.
Natürlich kann alternativ auch jemand aus dem persönlichen Umfeld Fotos für und mit euch machen. Auch die Gegenstände oder Bekleidung könnt ihr selber machen oder euch machen lassen. Dies kann Teil eurer persönlichen Verarbeitung des Verlustes sein oder auch für eure Freunde oder Angehörigen eine willkommene Gelegenheit, ihre Anteilnahme auszudrücken.