Rituale zum Abschiednehmen

Was immer wir von Beerdigungen halten und wie man sie schöner oder besser gestalten kann: Sie geben den Zurückbleibenden einen Rahmen, eine Zeremonie, eine Gelegenheit, Abschied zu nehmen. Bestattungspflicht gibt es (unterschiedlich in verschiedenen Bundesländern geregelt) für Kinder ab der 24.Schwangerschaftswoche, ab 500g Geburtsgewicht oder bei Lebenszeichen bei der Geburt. Wenn das Kind also schon bestattungspflichtig ist, übernimmt ein Bestatter vieles. Es lohnt sich, sich umzuhören und ggf. auch verschiedene Bestatter zu kontaktieren, um zu schauen, wo das Gefühl stimmt und das Angebot passt. An manchen Orten gibt es auch Vereine, welche die Bestattung von Sternenkindern organisieren.

Freie Bestattung eines Sternenkindes

Stirbt das Kind früher in der Schwangerschaft, gibt es keine Bestattungspflicht. Das bedeutet leider, dass viele Sterneneltern gar keine Abschieds-Zeremonie gestalten. Ich empfehle allen Betroffenen aber, die fehlende Regulierung als Chance zu begreifen und eine eigene Zeremonie zu kreieren!

Und auch, wenn es gar kein Körperchen zu bestatten gibt oder der Schwangerschaftsverlust schon länger her ist, empfehle ich, eine symbolische Zeremonie zu gestalten.

Bei all dem gibt es keine festen Regeln, sondern macht es so, wie es für euch stimmig ist. Mit den Menschen, die ihr gern dabei haben möchtet, am Ort eurer Wahl, mit den Gegenständen, die für euch eine Bedeutung haben, mit oder ohne Musik usw.

Holt euch Hilfe und Unterstützung!

Bittet Familie oder Freunde um Hilfe, sei es im Alltag oder bei der Gestaltung eines Abschiedsrituals. Vielleicht möchtet ihr mit jemandem gemeinsam singen, Tee trinken, Sprechen oder Spazierengehen? Euch professionell von einem Seelsorger begleiten lassen oder einen freien Trauerredner engagieren?

In vielen Städten gibt es auch Sternenkinder-Gruppen oder andere Angebote für Sterneneltern. Die Kontaktaufnahme kann sehr hilfreich sein.

Vielleicht gibt es in eurer Nähe jemanden, der eine Closing Ceremony (indianisches Abschlussritual) oder eine andere Feier gestalten kann?

Wenn das Kind noch im Bauch ist

Vielleicht habt ihr gerade erfahren, dass das Kind im Bauch nicht mehr lebt... und wie geht es jetzt weiter? Es gibt verschiedene Möglichkeiten, weiterzumachen, aber vor allem sollte man sich bewusst machen, dass meistens Zeit da ist. Wenn es Anzeichen für eine Infektion in der Gebärmutter, eine starke Blutung, bestimmte Vorerkrankungen oder schwangerschaftsbedingte Erkrankungen gibt, ist Vorsicht notwendig und oft auch schnelles Handeln. Aber in den meisten Fällen gibt es keinen Grund zur Eile. 

Manche Frauen tun sich sehr schwer mit dem Gedanken, ihr totes Kind weiterhin in ihrem Bauch zu tragen und möchten die Schwangerschaft schnellstmöglich beenden. Die meisten Frauen können medizinisch gesehen das Kind noch einige Tage oder Wochen weitertragen, bis es geboren wird. Das kann hilfreich beim Abschiednehmen sein, denn man kann das Kind dann Schritt für Schritt gehen lassen.

Eine schnellere Möglichkeit ist eine medikamentöse Einleitung oder eine Ausschabung, siehe Ausschabung und Alternativen.

Solange das Kind im Bauch ist, können Fotos vom Bauch gemacht (vor allem, wenn der Babybauch schon sichtbar ist), der Bauch bemalt, eingeölt, gestreichelt werden. Auch dann kann schon eine kleine Zeremonie gestaltet werden.

Wenn es keinen Körper zu bestatten gibt

Manchmal gibt es keinen kleinen Körper zu bestatten, vielleicht, weil die Fehlgeburt schon zu lange her ist, weil die Fehlgeburt sehr früh erfolgt oder weil bei einer Ausschabung alles ins Labor geschickt wurde. Ich denke, bei einer Trauerfeier geht es nicht nur um das Bestatten des Körpers, sondern viel mehr noch um das Zulassen der Trauer und das Verabschieden der Seele. Wir müssen uns das Fehlen des Körpers also nicht zu sehr zu Herzen nehmen, sondern können auch stattdessen etwas Symbolisches beerdigen: eine Feder, einen bemalten Stein, einen Brief, ein kleines gestaltetes Kästchen usw. Wir können auch ganz auf eine Beerdigung verzichten und nur eine Trauerfeier gestalten - ganz so, wie es sich richtig anfühlt!

Dabei etwas herzugeben, kann allerdings durch seine Symbolkraft hilfreich sein - das Verbrennen eines Briefes oder das Schwimmenlassen einen kleinen Schiffchens sind Beispiele hierfür.

Wenn das Kind geboren und noch nicht bestattungspflichtig ist

Gerade bei Sternenkindern ca. ab der 10. SSW ist die Wassermethode (s. Umgang mit dem Körperchen) eine gute Möglichkeit, um den kindlichen Körper für einige Tage gut aufzubewahren. Wenn es sich richtig anfühlt, ladet gern Familie oder Freunde ein, um gemeinsam mit euch Abschied zu nehmen. Die Entscheidung, ob ihr euer Kind dabei zeigen möchtet oder lieber nicht, könnt ihr selber treffen und natürlich auch abhängig davon, wer eure Gäste sind und ob sie euer Kind sehen möchten.

Wenn ihr euch bereit fühlt, könnt ihr den Körper eurer Kindes in die Natur zurückgeben. Bitte achtet dabei darauf, einen guten Platz zu finden, wo euer Kind gut geschützt ist und nicht zufällig von anderen Menschen gefunden wird. Das ist natürlich auch abhängig von der Größe - einen Platz für ein 5cm großes Kind auszusuchen ist natürlich anders als für ein Kind von 25cm Länge.

Eine freiwillige Bestattung auf einem Friedhof ist ebenfalls möglich, aber natürlich auch teurer. Erkundigt euch hierfür direkt bei einem Bestatter.

Bestattung mit den 4 Elementen

In unserer Kultur ist die Bestattung in Erde oder Feuer üblich, aber wir dürfen auch hier weiter denken. In anderen Kulturen kann es ganz anders aussehen...

Erde: Die Bestattung kann direkt in die Erde erfolgen, in ein kleines Kistchen, ein Deckchen, ein Bett aus Moos usw.

Feuer: Der kleine Körper oder auch ein Symbol hierfür kann in ein heiliges Feuer gegeben werden.

Wasser: Die Asche, ein noch winziges Kind oder ein Symbol kann mit einem kleinen Schiffchen schwimmen gelassen werden.

Luft: Asche kann in die Luft gestreut und mit dem Wind weggetragen werden. Genauso kann ein noch sehr kleines Kind in einer kleinen Decke oder Ähnlichem in eine Astgabel eines Baumes gelegt werden.

Wofür auch immer ihr euch entscheidet - eine Zeremonie des Abschieds zu feiern ist meiner Erfahrung nach immer besser, als dies nicht zu tun. Und holt euch unbedingt Unterstützung, wenn es euch alleine zu viel erscheint.

Trauer braucht Zeit

Die Trauerarbeit ist mit der Bestattung des Kindes häufig nicht erledigt. Die meisten Sterneneltern erleben immer mal wieder Zeitpunkte, in welchen der Verlust ihres Kinder wieder näher an sie heranrückt. Manche Eltern beschreiben Phasen unerklärlicher Traurigkeit, bis ihnen bewusst wird, dass es sich um die Phase des errechneten Geburtstermins, einen ersten Jahrestag oder ähnliches handelt. Trauer ist normal und wichtig. Und sie kommt häufig in Wellen.

Manche Menschen trauern lieber allein: Ihnen kann es helfen, sich bewusst Räume zum Trauern zu schaffen und sich Zeit zu nehmen, zum Beispiel Tagebuch oder Briefe zu schreiben. Anderen Menschen hilft es eher, gemeinsam zu trauern, sie möchten sich mit dem Partner oder Freunden austauschen und über das Erlebte reden. Es gibt auch Angebote für Gruppen: Im Rahmen einer Selbsthilfegruppe oder bei einem Trauerfeuer oder Trauerseminar können Erlebnisse gemeinsam betrauert werden.

In manchen Situationen geschicht es aber, dass die Trauer sehr lang andauert oder so schwer wird, dass ein normales Weiterleben nicht mehr möglich ist - dies bezeichnet man als erschwerte Trauer oder gar anhaltende Trauerstörung. Solltest du hiervon betroffen sein, möchte ich dich ermutigen, dich anderen Menschen anzuvertrauen oder dir gleich professionelle Hilfe zu suchen. Du verdienst es, (wieder) glücklich zu sein!