Ausschabung, Einleiten oder Abwarten bei Fehlgeburt?

Manchmal macht sich eine Fehlgeburt durch eine Blutung bemerkbar und der Körper schafft es ziemlich schnell allein.

Manchmal ist die Fehlgeburt aber noch nicht vorüber, wenn man beim Arzt ist oder es handelt sich eine verhaltene Fehlgeburt. In diesen Fällen gibt es Entscheidungen zu treffen... Ausschabung? Abwarten? Medikamentös einleiten?

Verhaltene Fehlgeburt

Eine verhaltene Fehlgeburt (auch Missed Abortion) bedeutet, dass das Kind im Bauch nicht mehr lebt, aber es dafür noch keine äußeren Anzeichen wie Blutung oder Wehen gibt. Die Diagnose erfolgt normalerweise per Ultraschall. Dann stellt sich die Frage, wie man nun weiter mit der Schwangerschaft verfahren möchte. Prinzipiell gibt es aus schulmedizinischer Sicht 2 mögliche Vorgehensweisen, wie eine verhaltene Fehlgeburt behandelt werden kann, die häufig aus Sicht der Schulmedizin als gleichwertig anzusehen sind.

Mögliches Vorgehen

Gute Übersichten hierzu hat die AWMF erstellt (eingefügt unter Allgemeine Informationen) und auch das Deutsche Ärzteblatt.

Natürlich kann man die Schwangerschaft operativ beenden: Häufig wird bei Fehlgeburten eine Ausschabung gemacht. Dies ist eine kleine Operation, bei welcher durch die Scheide und durch den Muttermund (welcher dafür meist etwas aufgedehnt wird) mit stumpfen Instrumenten das „Schwangerschaftsgewebe“, also Plazenta, Eihäute und das Kind, aus der Gebärmutter entfernt wird. Dieser Eingriff wird am häufigsten in Vollnarkose durchgeführt.

Leider wird diese Methode von vielen Frauenärzten und Kliniken als einzige Möglichkeit dargestellt, weil man es sehr lange so gehandhabt hat. Manchmal ist auch einfach die Erfahrung mit den Alternativen nicht sehr groß.

Ich persönlich mag für die alternativen Vorgehensweisen sehr gern den Ausdruck „kleine Geburt“: Das Kind kommt so zur Welt, wie es das bei einer Spontangeburt auch tun würde – die Körper der Frauen können das fast immer! Denn wenn die Ausschabung bei jeder Frau der einzig mögliche Weg wäre, eine Fehlgeburt zu überstehen, wären die Menschen längst ausgestorben. Der kindliche Körper ist bei der kleinen Geburt noch sehr klein (in späteren Wochen deutlich erkennbar, in frühen Wochen häufig aber auch nicht, genaueres hierzu unter Sternenkinder). 

Aber gleich vorweg: Es gibt Fälle, in denen nicht beide Optionen uneingeschränkt empfehlenswert sind, sondern medizinische Hilfe häufig dringend erforderlich ist. Dies kann z.B. bei fortgeschrittener Schwangerschaft nach der 12. Schwangerschaftswoche, bei Fieber und Unterbauchschmerzen, bei übermäßiger Blutung, bei bestimmten Vorerkrankungen und so weiter der Fall sein. An dieser Stelle ist häufig eine individuelle Beratung erforderlich.

In manchen Fällen, häufig bei späten Fehlgeburten, werden beide Methoden auch kombiniert: Die Frau bringt das Kind selber zur Welt (es ist ja dann auch schon etwas größer) und danach kann man noch eine Ausschabung machen, um die Plazenta oder anderes verbleibendes Gewebe zu entfernen.

Beide Methoden vorgestellt

Ausschabung ("Abrasio")

Wird eine Ausschabung geplant, so erfolgt eine ausführliche Aufklärung in der durchführenden Klinik oder Praxis.

An dieser Stelle möchte ich kurz auf die Möglichkeit hinweisen, das Kind bzw. Schwangerschaftsgewebe nach der Operation mit nach Hause zu nehmen und selber zu bestatten – hierüber wird man in der Klinik möglicherweise nicht aufgeklärt, aber ich halte dies für einen wichtigen Schritt beim Abschiednehmen. Aus rechtlichen Gründen schicken die Ärzte gern einen Teil des Gewebes ins Labor zur Analyse, aber das kann z.B. auch ein Stück Plazenta sein und spricht nicht gegen die Mitnahme nach Hause. Bei frühen Fehlgeburten ist oft gar kein kindlicher Körper erkennbar, sondern nur rotes Gewebe und Blut in einem Gläschen - dennoch kann das hilfreich sein.

Vorteile

  • Es geht sehr schnell, der Eingriff ist nach wenigen Minuten überstanden und die Schwangerschaft schon wenige Tage nach der Diagnose beendet. Manche Frauen möchten dies schnell hinter sich bringen.
  • Für die Betroffenen und für die Ärzte ist alles planbar und kontrolliert und meist kommt es nur zu einem geringen Blutverlust.
  • Eine Ausschabung ist bei Fehlgeburten ein Routine-Eingriff, sodass die Ärzte viel Übung hiermit haben und es nur selten zu Komplikationen während der Operation kommt.

Nachteile

  • Jede OP hat Risiken: Aufgeklärt wird man zu Risiken der Narkose und des Eingriffs.
  • Danach gibt es ein gering erhöhtes Risiko für spätere Schwangerschaften durch Verwachsungen der Gebärmutterwände oder Störungen des Plazentawachstums.
  • Auch ohne Komplikationen kommt es zu einer "Verletzung der körperlichen Integrität". Schulmedizinisch ist dies nicht relevant, es handelt sich hier eher um die emotionale Selbst-Wahrnehmung oder um die energetische Ebene.
  • Außerdem sinken die Schwangerschafts-Hormone sehr plötzlich und schnell, was psychisch herausfordernd sein kann – ähnlich einem Baby Blues im Wochenbett.
  • Dass die Frauen nur eine passive Rolle dabei haben und nicht selbst etwas zur Geburt beitragen können, fällt manchen schwer.

Kleine Geburt...

Für die kleine Geburt gibt es unterschiedliche Wege: Abwarten, bis der Körper das Kind von allein gehen lässt oder die Geburt mit Medikamenten einleiten. Als Mittelweg dazwischen kann noch die Einnahme von pflanzlichen Präparaten erwogen werden. Natürlich kann man auch zunächst abwarten und später einleitende Mittel geben.

Irgendwann beginnt eine Blutung, am Anfang in Form von leichten, häufig bräunlichen Schmierblutungen, es kann aber auch schon früh zu einer etwas stärkeren oder gar starken Blutung kommen. Die Gebärmutter trägt dann in den folgenden Stunden oder Tagen alles zur Schwangerschaft gehörende Gewebe von selber heraus, medizinisch gesehen nennt man das eine spontane Fehlgeburt. Dies geht meistens mit einem deutlichen, überperiodenstarken Blutverlust einher, das ist normal. Jedoch kann die Menge des Blutverlusts schwer einzuschätzen sein und ein übermäßiger Blutverlust sollte nicht übersehen, sondern schnell behandelt werden!

... mit Abwarten

Früher wurde gesagt, es benötige bei einer Fehlgeburt häufig die Dauer von einem Zyklus, also rund 4 Wochen, bis der Körper bereit ist, die Schwangerschaft von selber gehen zu lassen. Dazu möchte ich aber sagen, dass dies altes, mündlich überliefertes Wissen ist und mir keine entsprechenden modernen Studien dazu bekannt sind. Mir persönlich erscheint das sinnvoll und entspricht auch teilweise meiner eigenen Erfahrung, aber ich würde es explizit nicht als schulmedizinisches Wissen darstellen.

Langsam kommt im Körper das Wissen an, dass die Schwangerschaft nicht mehr intakt ist: Die Hormone, welche die Schwangerschaft erhalten, fallen ab und eine Blutung beginnt.

Vorteile

  • Die Kleine Geburt wird von vielen Frauen als wichtiger Teil des Abschiedsprozesses empfunden. Die Frau nimmt dabei eine aktive Rolle ein, was die Verarbeitung des Verlusts vereinfacht.
  • Die  Geburt kann zuhause, in den vertrauten Räumen stattfinden, nur mit vertrauten Menschen (der Partner oder andere Vertrauenspersonen können bei dem ganzen Prozess dabei sein).
  • Der Hormonspiegel fällt langsam ab, darauf können sich Körper und Psyche besser einstellen als auf plötzliche Veränderungen. Dadurch wird auch die Wahl des Zeitpunkts der Geburt dem Körper der Schwangeren überlassen.
  • Ist das Kind dann geboren, kann man das Körperchen schön zurechtmachen und selber bestatten. Die kleine Geburt gibt den Eltern leicht die Möglichkeit, eine schöne Zeremonie zum Abschiednehmen zu gestalten. Hinweise hierzu findet ihr unter Sternenkinder und Rituale zum Abschiednehmen.

Nachteile

  • Wenn man nur zuwartet, kann es kann lange dauern – bis zu mehreren Wochen. Somit ist der Zeitpunkt nicht planbar.
  • Der Blutverlust ist fast immer höher als bei der Ausschabung.Das Risiko für sehr starke Blutungen ist vor allem in den späteren Wochen erhöht, eine starke Blutung kann aber auch vor der 12. Schwangerschaftswoche vorkommen. Eine Fahrt ins Krankenhaus zur Ausschabung kann deshalb erforderlich werden. Eine starke Blutung darf nicht übersehen werden, da sie sehr gefährlich für die Mutter werden kann!
  • Infektionen sind zum Glück selten, aber die Anzeichen wie plötzliches Fieber, Unterbauchschmerzen, übelriechender Ausfluss müssen bekannt sein.

... mit medikamentöser Einleitung

Die Medikamente können zuhause oder auch in der Klinik eingenommen werden bzw. die Frau kann sich bei Wehenbeginn in die Klinik begeben.

Die Gebärmutter wird durch (oft vaginale) Tabletten angeregt, Wehen zu erzeugen und den Muttermund zu öffnen. Der Wirkstoff ist der gleiche, welcher auch zur Geburtseinleitung oder zum Weichmachen des Muttermunds vor einer Ausschabung verwendet wird und die Medikamente werden von den meisten Patientinnen gut vertragen.

Wie wirksam diese Einleitung der stillen Geburt ist, hängt auch viel von der Bereitschaft des Körpers ab, die Schwangerschaft gehen zu lassen. Wenn das Kind erst vor sehr kurzer Zeit verstorben ist, kann es manchmal länger dauern bzw. mehrere Gaben erfordern. Wenn das Kind dagegen schon seit mehreren Tagen oder Wochen nicht mehr lebt oder der Körper gar schon selber Zeichen geben sollte (wie Blutung oder Ziehen im Unterbauch), geht es häufig auch schneller. 

Es ist auch möglich, zuerst abzuwarten und dann später ggf. doch noch die Geburt einzuleiten, wenn dieses Vorgehen für die Frau stimmig ist.

Alternativ kann man natürlich auch mit speziellen Kräutern den Geburtsbeginn unterstützen. Bekannt hierfür sind beispielsweise Zimt, Ingwer, Eisenkraut, Petersilie oder Beifußgewächse.

Vor und Nachteile

Die Argumente entsprechen den oben genannten, allerdings mit wenigen Unterschieden.

Meistens beginnt die Geburt früher als beim abwartenden Vorgehen. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Kleine Geburt innerhalb von 2 Wochen beginnt, scheint höher zu sein als beim reinen Abwarten. Manche Frauen empfinden es als hilfreich, etwas tun zu können.

Allerdings wird der Zeitpunkt dem Körper von außen vorgegeben. Häufig muss die Gabe wiederholt werden, manchmal zeigt sich auch dann noch kein Erfolg, wenn der Körper noch nicht geburtsbereit ist.

Nachsorge

In allen Fällen ist es ratsam, die Nachsorge  in einer gynäkologischen Praxis oder Klinik durchführen zu lassen: Mit einem Ultraschall und einer Blutabnahme kann man sehen, ob noch Reste in der Gebärmutter vorhanden sind.

Es kann auch passieren, dass der Körper nur einen Teil des Gewebes allein ausscheiden konnte oder dass bei der Ausschabung noch ein Rest verbleibt. Je nachdem, ob es noch blutet und wie groß die verbleibende Menge ist bzw. wie lang es schon her ist, sind unterschiedliche Maßnahmen notwendig. Manchmal kann man abwarten - bei der nächsten Periode kommen häufig noch kleine verbleibende Stückchen heraus. Besonders bei Beschwerden ist aber auch manchmal noch eine Ausschabung nötig.